Freitag, 2. September 2011

Schuhe sind auch nur Menschen



Heute mal eine kleine Geschichte:

Sagt einer: "Hey, du Schuhkuh, deine Senkel sind offen".
Erwidert sie: "Mein Lieber Schuhrüde, wir sind nun schon so lange ein Paar, und du weißt immer noch nicht, das ich meine Senkel gerne offen trage?"
"Ja, ich weiß das schon, bin nur um deine Sicherheit besorgt..."
"Ach du, wenn jemand stürzt, weil meine Senkel auf sind, dann nur der Typ, der täglich die verpilzten Klötzer in uns reinschiebt Ich glaub der nennt sie Füße... Wie auch immer, ich amüsier mich köstlich, wenn er so rumwankt!"
"Ja aber das meine ich ja! Schaue mal auf mein Hinterteil. Da löst sich schon alles, nur WEIL der Typ immer so rumwankt, und das nur, weil du ständig deine Senkel offen tragen musst!"
Eine Sekunde des Schweigens.
"Ach, meine Sohlen sind auch schon so abgetreten" fährt der Schuhrüde fort. "Wie frisch und profilreich sie noch letztes Jahr waren, und nun ..."
"Warum ihr Rüden immer so jammern müsst!" faucht die Schuhkuh. "Wir Kühe haben die meiste Last zu tragen, wir sind die ersten die angezogen werden, die letzten die Ausgezogen werden ... und hört ihr uns so jammern?"
"Du verstehst das nicht. Ich habe es immer geliebt, eingecremt zu werden, den Glanz auf dem Leder zu spüren, und die Blicke, welche ich von den anderen Schuhen bekommen hatte ... jetzt schauen alle nur noch verächtlich, und eingecremt werde ich kaum noch."
"Was soll das auch, bei dem alten Leder!" schnauft die Schuhkuh. "Außerdem: Wir sehen ja kaum noch andere Schuhe. In unserem Alter kommt man ja kaum noch aus dem Haus. Und wenn, dann treffen wir doch meist Latschen, welche mindestens genauso verbraucht sind wie wir!"
"Stimmt." stellt der Schührüde betrübt fest. "Wir werden benutzt bis wir auseinanderfallen, zwischendurch kommt noch etwas Nachwuchs, und irgendwann, wenn ganz junge, glänzende Schuhe kommen, werden wir entsorgt. Da fragt man sich doch: Welchen Sinn hat das alles?"
"Jetzt recht es aber!" hört man die Schuhkuh rufen. "Das hält doch der dickste Deichmann nicht aus! Ich sag dir mal was, mein lieber Reebock! Wenn wir nicht wären, würde der Typ, der seine Füße immer in uns steckt, ohne Schuhe laufen müssen. Früher oder später würde er in einen rostigen Nagel treten, so wie wir das immer tun. Er würde mit Blutvergiftung ins Krankenhaus gebracht werden müssen, dort wird ihn der Fuß schließlich abgenommen. Damit wären wir nutzlos, und es würden keine neuen, glänzenden Schuhe mehr kommen. Und das wäre doch tragisch, oder?"
"Ja ..." flüstert der Schuhrüde. "Das heißt aber, wir sind nur da, damit es auch morgen noch neue Schuhe gibt?"
Jetzt wird die Schuhkuh nachdenklich. "Ja, irgendwie schon ..."
Einige Sekunden des Schweigens.
"Ok" sagt der Schuhrüde, um die Sache wieder etwas aufzulockern. "Ist dir schon mal aufgefallen, das der Typ, welcher seine Füße immer in uns steckt, sich ganz oft da kratzt, wo die Stangen, welche sich aus seinen Füßen emporheben, zusammengewachsen sind?"
"Oh ja!" grinst auch die Schuhkuh. "Zum Glück sind wir Schuhe, und müssen uns nicht selbst bürsten."
"Was machen wir heute noch?" fragt der Schuhrüde.
"Wir gehen tanzen. Open Air. Im Schlamm. Denn es ist Sommer!"
"So ein Mist..."

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Die zwei geistreichen Schuhe können ab heute im Kunsthof Jena betrachtet werden!
Wir sehen uns heute Abend, zur Vernissage ...

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