Sonntag, 15. Mai 2011

Ein Interimsheim für Interimsliebende



Letzte Woche fragte mich wieder mal jemand, warum die Liebe manchmal so schnell verblüht. Eine schwierige Frage? Nein, auch nicht schwieriger wie die Frage, warum die Blümchen im Garten immer nur im Frühjahr aufblühen. Sie verblühen zwar wieder, man weiß aber, nächstes Jahr blühen sie erneut. Der Mensch, da bin ich mir sicher, ist nicht für die ewige Liebe geschaffen, wenn er auch oft dahin strebt. Irgendwann zerfällt alles, es ist nur eine Frage der Zeit. Die Liebe ist nur geborgt von der Vergänglichkeit, irgendwann kommt die Rückforderung. Wer lieben will, muss auch leiden, das ist Gesetz. Selbst der Zerfall, das Kaputte, das Zerstörte, auch das unterliegt den Gesetzen der Vergänglichkeit. Wo heute noch so ein traumhaft verfallenes Haus, wie oben im Bild, zu finden ist, wächst in ein paar Jahren vielleicht schon wieder eine gemeine Blümchenwiese. Das Leben zieht seine Kreise.

Meine Worte mögen den unglücklich verliebten optimistisch, den glücklich verliebten traurig stimmen, doch im Prinzip sollte es jeder Positiv sehen. Die Liebe gab es gestern nicht mehr, und morgen gibt es sie noch nicht. Es ist nur eine Interimslösung. Versuchen wir lieber, die Schönheit im Zerfall zu finden, ehe wir selbst zu Staub zerfallen.

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